Ratgeber

Gesundes Fasten im Ramadan
Den neunten Monat gut durchleben
Für gläubige Muslime und Muslima beginnt am Abend des 28. Februar 2025 der diesjährige Fastenmonat Ramadan - also die Zeit, in der die Verbindung zu Gott vertieft wird. Während das Fasten für etliche Menschen körperlich positive Auswirkungen hat, wird es für manche zum Problem. Das gilt insbesondere für Kranke, Alte und diejenigen, die Arzneimittel benötigen. Mit einer guten Planung lassen sich jedoch gesundheitliche Risiken vermeiden.
Ein Monat Verzicht und Gebet
Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Kalender und hat für Muslime und Muslima eine ganz besondere Bedeutung. Er erinnert an die Zeit, in der dem Propheten Mohammed der Koran offenbart wurde. In diesem Monat vertiefen die Gläubigen ihre Beziehung zu Gott, indem sie sich intensiv dem Gebet und dem Koran widmen. Außerdem ist ein Ziel der Fastenzeit, sich in Selbstbeherrschung und Verzicht zu üben. Deshalb darf von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nicht gegessen und getrunken werden, zudem sind Rauchen und Geschlechtsverkehr verboten.
Gegessen und getrunken wird im Ramadan zwei Mal täglich: Bei der Morgenmahlzeit Sahur, die vor Sonnenaufgang zwischen 3 und 4 Uhr stattfindet und abends. Das Fastenbrechen nach Sonnenuntergang wird Iftar genannt und ist oft ein gemeinschaftliches Ereignis mit der Familie und Freunden. Die tägliche Dauer des Fastens variiert nach geographischer Lage und Zeitpunkt. In Deutschland beträgt sie 2025 etwa 13 bis 15 Stunden, in Berlin dauert sie aufgrund der nördlicheren Lage etwa 15 Minuten länger als in München.
In Deutschland feiern etwa fünf Millionen Menschen den Ramadan und fasten in dieser Zeit. Es gibt jedoch einige Personengruppen, die laut Koran aufgrund ihrer besonderen Umstände von dieser Pflicht befreit sind. Sie sollen das Fasten zu einem späteren Zeitpunkt nachholen, z. B. im Winter, wenn die Tage kürzer sind. Eine weitere Alternative ist, statt zu fasten Bedürftigen zu helfen. Diese Form der Kompensation ist die sogenannte Fidya. Sie besteht aus der Speisung einer Person, wobei der Betrag meist gespendet wird. 2025 beträgt der Richtwert pro Tag etwa 12 Euro. Zu den vom Fasten befreiten Gruppen gehören
- Kranke,
- schwangere, menstruierende und stillende Frauen,
- altersschwache Menschen,
- Reisende.
Hinweis: Jungen und Mädchen unter 14 Jahren sind generell von der Fastenpflicht befreit. Sie müssen deshalb weder Fidya zahlen noch den Fastenmonat nachholen.
Auswirkungen auf den Körper
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Nahrung und Flüssigkeit zu verzichten hat Folgen für den Körper. Durch die mangelnde Flüssigkeitszufuhr sinkt der Blutdruck, es kann zu Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Müdigkeit kommen. Um dies zu vermeiden, sollten Fastende in der erlaubten Zeit ausreichend trinken. Tritt ausgeprägter Schwindel auf, ist es Zeit, das Fasten zu unterbrechen und langsam Flüssigkeit und Salz und Zucker zu sich zu nehmen. Werden die Beschwerden nicht besser, sollte eine Ärzt*in aufgesucht werden.
Auch die verringerte Nahrungsaufnahme hat ihre Auswirkungen. Sobald die Energie der frühmorgendlichen Mahlzeit verbraucht ist, nutzt der Organismus seine gespeicherten Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße. Einige Studien zeigen, dass Übergewichtige im Ramadan Körperfett und damit Gewicht verlieren. Um nach der Fastenzeit nicht wieder zuzunehmen, muss allerdings die Ernährung langfristig umgestellt werden.
Der Fastenmonat soll sich auch positiv auf die Blutfette auswirken. Sowohl Cholesterin als auch Triglyceridspiegel sinken durch das ausgeprägte „Intervallfasten“. Die Insulinempfindlichkeit verbessert sich ebenfalls, weshalb Typ-2-Diabetiker*innen profitieren können. Zudem gibt es Hinweise auf eine antientzündliche Wirkung und die Linderung von Autoimmunerkrankungen. Hier müssen die Untersuchungen noch vertieft werden, um allgemeingültige Aussagen zu treffen.
Hinweis: Das Fasten hat offenbar positive Effekte auf die Psyche, zumindest, wenn man die ersten schwierigen Tage geschafft hat. Viele Menschen berichten, dass sie im Ramadan zu einer besonderen geistigen Klarheit finden und sich ihr Stress abbaut.
Tipps für das gesunde Ramadan-Fasten
Das lange tägliche Fasten ist für den Organismus eine Herausforderung. Damit es gut vertragen wird, helfen folgende Tipps:
- Sowohl zur Morgenmahlzeit als auch beim abendlichen Fastenbrechen ist es wichtig, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Basis sind kalorienarme Getränke wie zuckerfreier Tee oder Saftschorle. Smoothies, Säfte und Milch helfen, Vitamine und Mineralstoffe zuzuführen. Sie sollten jedoch in Maßen genossen werden.
- Energie für den Fastentag liefern Müsli aus Vollkornprodukten, angereichert mit Nüssen, Saaten, Joghurt und Früchten.
- Besonders beliebt zum Fastenbrechen sind selbstgekochte Suppen. Sie enthalten sowohl Nährstoffe als auch Flüssigkeit. Gut geeignete Zutaten dafür sind Linsen, Bohnen und Vollkornnudeln.
- Ebenfalls empfohlen werden Currys aus Fisch, Eiern und Hülsenfrüchten, für Fleischfreunde auch mit aus islamkonformem Fleisch. Dazu sind Brot, Reis und Kartoffeln ideal.
- Meiden sollte man stark gezuckerte Speisen und Getränke, da sie den Blutzuckerspiegel schnell und stark in die Höhe treiben. Traditionell sind Datteln gut zum Fastenbrechen: Sie sind süß und liefern Kalium und Ballaststoffe. Auch Obst und andere Trockenfrüchte eignen sich, die Lust auf Süßes zu stillen.
- Besonders ungünstig sind hoch verarbeitete, industrielle Lebensmittel. Sie enthalten vor allem Zucker, Fette und Salz und wenig gesunde Inhaltsstoffe. Besser ist es, frisch zu kochen.
Tipp: Sport sollte man im Ramadan nach der abendlichen Mahlzeit treiben. Dann sind die Energie- und Flüssigkeitsreserven wieder aufgefüllt. Beim Training am Nachmittag sind Fastende weniger reaktionsschnell und ermüden leichter, was die Verletzungsgefahr erhöht.
Wann wird Fasten riskant?
Fasten ist nicht für alle Menschen ideal. Deshalb hat der Koran auch beispielsweise Kranke von der Fastenpflicht befreit, sie können stattdessen die Fidya leisten. Möchten sie trotzdem das Fastenritual mitmachen, sollten sie vorher ihre behandelnde Ärzt*in aufsuchen. Idealerweise findet die Beratung ein bis drei Monate vor dem Ramadan statt. In dieser Zeit können Medikamente auf Präparate mit längerer Halbwertszeit umgestellt und Einnahmezeitpunkte verschoben werden. Dies darf allerdings nur unter ärztlicher Aufsicht geschehen.
Keinesfalls fasten sollten Menschen mit fortgeschrittener Herzschwäche (Herzinsuffizienz NYHA III und IV), nicht kontrolliertem Diabetes und chronischer Nierenschwäche (Stadium 4 und 5). Ein mäßiges oder niedriges Risiko für Fastenkomplikationen haben Menschen mit Bluthochdruck, stabiler Angina pectoris, einem Schlaganfall in der Vergangenheit und einer gut kontrollierten Epilepsie. Sie können nach ärztlicher Rücksprache fasten, wenn sie ausreichend schlafen, nachts gesund essen und ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren.
Ramadan und Arzneimittel
Für Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, kann Ramadan zur Herausforderung werden. Denn bei Tageslicht dürfen weder orale (Tabletten, Kapseln etc.) noch nasale (Nasentropfen und -sprays) noch rektale (Zäpfchen, Schäume) Arzneimittel eingenommen bzw. verwendet werden. Bei Augen- und Ohrentropfen sowie bei Sprays sind die Glaubensgelehrten nicht einig.
Erlaubt sind jedoch subkutane und intramuskuläre Spritzen, lokale Cremes und Pasten sowie wirkstoffhaltige Pflaster. Aber Achtung: Letztere sind nur gestattet, wenn sie therapeutisch wirken. Das ist z. B. bei Fentanyl zur Schmerzbehandlung der Fall sowie bei Hormonen zur Ersatztherapie und Rotigotin zur Therapie eines Morbus Parkinson. Nikotinpflaster und jede andere Nikotinersatztherapie sind im Ramadan nicht erlaubt.
Einige häufig verwendete Arzneimittel sind im Ramadan kritisch, weil sie besonders regelmäßig oder mehrmals täglich einzunehmen sind. Nach Rücksprache mit der behandelnden Ärzt*in sind folgende Optionen möglich:
- Schilddrüsenmedikamente. Levothyroxin-haltige Arzneimittel werden einmal täglich nüchtern direkt nach dem Aufstehen und eine halbe Stunde vor dem Frühstück eingenommen. Dies lässt sich im Ramadan einfach vorverlegen, ohne das Probleme entstehen.
- Antibiotika. Etliche Antibiotika müssen in einem strengen Rhythmus eingenommen werden. Wenn klar ist, dass Erkrankte fasten möchten, kann die Ärzt*in den Wirkstoff manchmal auf ein langwirkendes, einmal täglich einzustellendes Präparat umstellen. Bei Mittelohrentzündung oder Hautinfektionen ist beispielsweise Azithromycin eine solche Option. Unkomplizierte Harnwegsinfektionen bei Frauen werden häufig ohnehin mit einer Einmalgabe eines Antibiotikums behandelt, die auch nachts erfolgen kann.
- Diuretika. Weil im Ramadan bei Tageslicht auch auf Flüssigkeit verzichtet wird, muss die Dosis von Diuretika meist reduziert werden. Dies darf nur in Absprache mit der behandelnden Ärzt*in erfolgen.
- Opioide. Als Tropfen oder Tabletten eingenommene Opioide können auf Pflaster umgestellt werden.
Etliche Arzneistoffe haben eine besonders geringe therapeutische Breite – das heißt, dass sie nur in sehr genauer Dosierung sowohl wirken, als auch sicher sind. Nimmt man sie wegen des Fastens in zu langen Abständen ein, haben sie keinen Effekt mehr. „Auf Vorrat“ einnehmen ist ebenso keine Option: Wird das Einnahme-Intervall verkürzt, kann das Medikament zu stark wirken und sogar schaden. Lassen sich diese Arzneistoffe nicht ersetzen, raten Expert*innen vom Fasten ab. Zu solchen Medikamenten gehören u.a. etliche Antiepileptika, Krebsmedikamente, Herzmedikamente zur Stabilisierung des Rhythmus und Opioide zur Schmerzbekämpfung.
Soll eine Therapie neu beginnen, lässt sie sich vielleicht auf die Zeit nach Ramadan verschieben. Auch dies gehört mit der behandelnden Ärzt*in besprochen.
Hinweis: Jede Umstellung von Medikamenten muss ärztlich begleitet sein. Wer plant, alle Arzneien einfach gleichzeitig einzunehmen, riskiert schwere Nebenwirkungen.
Fasten und Diabetes
Eine besondere Herausforderung beim Ramadan ist der Diabetes. Die ungünstig verteilte Nahrungsaufnahme birgt Gefahr für Unter- und Überzuckerung. Patient*innen mit Diabetes sollten deshalb frühzeitig mit ihrer Ärzt*in besprechen, wie sich der Zucker im Ramadan gut einstellen lässt. Einige Wirkstoffe kann man an die geänderten Umstände anpassen. Sonst dreimalig eingenommenes Metformin lässt sich für den Fastenmonat auf eine abendlich und eine morgendliche Dosis aufteilen (Zwei Drittel/ein Drittel). Die geringste Gefahr für Unterzuckerungen haben Gliflozine. Bei ihnen ist keine Dosisanpassung erforderlich.
Diabetiker*innen wird generell geraten, die Abendmahlzeit so früh wie möglich einzunehmen. Dabei sollten vor allem komplexe Kohlenhydrate auf den Speiseplan, z. B. Vollkornprodukte. Sie treiben den Blutzucker nicht so schnell in die Höhe wie Zucker und beugen Unterzuckerungen länger vor. Von den traditionell abends verzehrten Datteln sollten Diabetiker*innen nicht mehr als drei essen. Außerdem ist es wichtig, den Blutzucker häufiger als sonst zu kontrollieren. Im Notfall ist die Einnahme von Traubenzucker erfroderlich, auch wenn dies das Fasten bricht.
Nicht am Ramadan teilnehmen sollten aus ärztlicher Sicht Diabetiker*innen mit einem hohen Risiko für Komplikationen. Das gilt u.a., wenn der Diabetes schlecht eingestellt ist, Unterzuckerungen nicht gut wahrgenommen werden und in den letzten drei Monaten vor Ramadan eine Blutzuckerentgleisung mit Ketoazidose aufgetreten ist.
Hinweis: Für Diabetespatient*innen können anstrengende körperliche Tätigkeiten während des Fastens gefährlich werden. Grund dafür ist das erhöhte Risiko für Unterzuckerung und Dehydratation. Empfohlen werden stattdessen leichte körperliche Aktivitäten wie Spazierengehen.
Fasten und Schwangerschaft
Laut Koran sind Schwangere sind von der Fastenpflicht befreit. Sie können das Fasten später nachholen oder Kompensation leisten. Doch viele gläubige Muslima wollen trotz Schwangerschaft am Ramadan teilnehmen. Entscheiden sie sich dazu, sollte ihr Gesundheitszustand engmaschig überwacht werden.
Nicht empfohlen wird das Ramadan-Fasten denjenigen Schwangeren, die generell unter niedrigem Blutdruck leiden oder schon einmal das Fasten nicht gut vertragen haben. Generell ärztlich vom Fasten abgeraten wird werdenden Müttern mit Nierenproblemen, insulinpflichtigem Diabetes oder transplantierten Organen.
Gesunde Schwangeren können fasten, sollten dies aber nicht im ersten Schwangerschaftsdrittel tun. Denn die reduzierte Kalorienzufuhr in diesem Zeitraum erhöht das Risiko, dass das Kind mit einem erniedrigten Geburtsgewicht auf die Welt kommt. In einer deutschen Studie waren die Neugeborenen von Frauen, die in dieser Zeit gefastet hatten, etwa 70 g leichter als die Kinder von Müttern, die normal gegessen hatten. Ab dem zweiten Trimenon dürfen gesunde Frauen mit unkomplizierten Schwangerschaftsverlauf am Ramadan teilnehmen. Hinweis: Stillenden Müttern wird empfohlen, nicht zu fasten. Kommt es zu einem Mangel wichtiger Nährstoffe wie Vitamin B12 und Zink, drohen schwere Schäden beim Säugling.
Quellen: DAZ 2022, 13: 24, ptaheute, gelbe-liste.de

Neues gegen Juckreiz
Am Immunsystem packen!
Chronischer Juckreiz bedeutet einen hohen Leidensdruck für die Betroffenen. Denn das Jucken ist oft kaum auszuhalten, und Kratzattacken führen statt zu einer Besserung in einen Teufelskreis. Liegt eine behandelbare Erkrankung zugrunde, fällt es leichter, gegen den chronischen Juckreiz vorzugehen. Doch auch für den Juckreiz unbekannter Ursache gibt es inzwischen effektive Therapieoptionen.
Vom Alarmsignal zum Quälgeist
Juckreiz kann quälend sein - doch wie alle körperlichen Reaktionen hat auch der Juckreiz durchaus sinnvolle biologische Funktionen. Als Alarmsignal macht er auf mögliche Gefahren aufmerksam. Diese reichen von blutsaugenden Mücken über Kontakt zu giftigen Pflanzen bis hin zu trockener Haut. Juckreiz löst Kratzen aus und führt dazu, Insekten und Parasiten von der Haut zu entfernen. Das Kratzen aktiviert die Hautnerven und das Immunsystem, was die Abwehr gegen Krankheitserreger zusätzlich verstärkt.
Doch leider beschränkt sich Juckreiz nicht nur auf seine Alarmfunktion. Durch komplexe Mechanismen kann sich ein chronischer Juckreiz entwickeln, der den Betroffenen das Leben schwer macht. So hat sich gezeigt, dass Menschen mit chronischem Juckreiz stärker verzweigte Nerven in der Haut haben als gesunde. Das liegt vermutlich daran, dass die Nerven permanent von Botenstoffen und Entzündungszellen aktiviert werden. Auf diese Weise wird die Haut immer empfindlicher, und schon kleinste Berührungen können einen Juckreiz auslösen.
Auch viele Erkrankungen werden von Juckreiz begleitet. Entzündliche Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis, Stoffwechselstörungen und Lebererkrankungen können ihn ebenso auslösen wie Rheuma oder bestimmte Krebsformen. Und selbst neurologische Krankheiten können Juckreiz auslösen: Dazu gehören neben Multipler Sklerose insbesondere Erkrankungen der Körpernerven (Neuropathien) wie beispielsweise die Gürtelrose, eine diabetische Neuropathie oder Polyneuropathien. In seltenen Fällen entsteht Juckreiz auch im Rahmen psychischer Erkrankungen. Dies ist z.B. bekannt bei Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen oder dem Dermatozoenwahn. Bei letzterem glauben die Betroffenen, dass Insekten in ihrer Haut leben. Schlussendlich haben auch Medikamente das Potenzial, chronischen Juckreiz auszulösen. Beispiele sind manche Antibiotika, Opioide, Bluthochdruckmittel oder Krebstherapeutika.
Hinweis: Obwohl es so viele verschiedene Auslöser gibt, lässt sich beim chronischen Juckreiz oft keine Ursache finden. In diesen Fällen spricht man vom idiopathischen Juckreiz.
Jucken, Brennen, Schlaflosigkeit
Ein chronischer Juckreiz (medizinisch Pruritus) liegt vor, wenn die Beschwerden länger als sechs Wochen anhalten. Das ist relativ häufig: Bis zu 22% der Deutschen sollen im Laufe ihres Lebens davon betroffen sein. Im Alter steigt das Risiko, einen chronischen Juckreiz zu entwickeln. Oft wird er durch verschiedene Auslöser getriggert. Dazu zählen Jahreszeiten wie der Winteroder Tageszeiten wie die Nacht. Manchmal sind es auch Wasser, Stress oder Sonneneinstrahlung.
Der Juckreiz kann in vielen Formen auftreten. Oft ist er auf einzelne Körperbereiche wie z.B. die Handgelenke beschränkt, bei anderen juckt der gesamte Körper. Das Ausmaß variiert ebenfalls und reicht von leicht bis unerträglich. Manchmal ist der Juckreiz auch von Stechen, Brennen und Kribbeln begleitet.
Die Betroffenen leiden meist schwer darunter. Das ständige Jucken zwingt sie zum Kratzen und es entwickeln sich Hautveränderungen. Zunächst wird die Haut rot, dann aufgekratzt. Es kommt zu Blutungen, Geschwüren und Krusten. Langfristige Folgen sind Hautverdickungen, Narben und Knoten sowie helle und dunkle Verfärbungen. Das Aufkratzen der Haut birgt weitere Gefahren: Es drohen bakterielle Infektionen, die nicht nur das Abheilen der Läsionen gefährden. Gelangen Keime in die Blutbahn, ist im schlimmsten Fall sogar eine Blutvergiftung (Sepsis) möglich.
Doch der chronische Juckreiz hat nicht körperliche, sondern auch psychische Folgen. Wenn er vor allem nachts auftritt, leiden die Betroffenen unter erheblichen Schlafstörungen. Durch die Tagesmüdigkeit sind Konzentration und Antrieb gemindert, zusätzlich können sich Depressionen und Ängste entwickeln. Viele Patient*innen schämen sich aufgrund ihrer aufgekratzten Arme und Beine und tragen auch im Sommer lange Ärmel und lange Hosen. Sie trauen sich nicht ins Schwimmbad oder in die Sonne und meiden sportliche Aktivitäten. Expert*innen schätzen, dass chronischer Juckreiz die Lebensqualität insgesamt so stark einschränkt wie chronische Schmerzen. Trotzdem sucht nur jede Zweite ärztlich Hilfe.
Hinweis: Kratzen löst beim Juckreiz einen Teufelskreis aus: Zuerst empfindet das Gehirn den Kratzschmerz als angenehm, weil es dadurch den Juckreiz „vergisst“. Das vermehrte Kratzen schädigt die Haut jedoch weiter, und es wird erneuter Juckreiz ausgelöst – der wieder zu Kratzen führt.
Diagnose bei Juckreiz
Bei Patient*innen mit lang anhaltendem Juckreiz müssen zugrunde liegende Erkrankungen ausgeschlossen werden. In Frage kommen etwa:
- Hautkrankheiten wie das atopische Ekzem (Neurodermitis), die Schuppenflechte, Urtikaria und Pilz- oder Parasiteninfektionen Oft gibt hier das Hautbild bereits erste Hinweise.
- Internistische Erkrankungen. Deshalb tastet die Ärzt*in meist Leber, Niere und Milz ab, oft wird auch eine Ultraschalluntersuchung gemacht. Daneben hilft das Labor weiter. Dabei werden insbesondere die Schilddrüsen-, Nieren- und Leberwerten bestimmt.
- Eine Erkrankung der Nerven. Das wird meist in einer neurologischen Praxis abgeklärt.
- Eine psychische Erkrankung. Ängste und Depressionen lassen sich mit entsprechenden Fragebögen erkennen.
Hinweis: Hilfreich beim Einkreisen von Juckreizursachen ist das Beschwerdetagebuch. Darin notieren die Betroffenen, wie stark der Juckreiz auf einer Skala von 0 bis 10 ist und in welchen Situationen er erscheint. Auf diese Weise kommt man nicht nur eventuellen Auslösern auf die Spur. Im weiteren Verlauf der Erkrankung lässt sich auch besser erkennen, ob eine Behandlung anschlägt.
Den Juckreiz abstellen
Liegt dem Juckreiz eine behandelbare Erkrankung zugrunde, muss diese entsprechend therapiert werden. Dann bildet sich häufig auch der Juckreiz zurück. Reicht dies nicht aus oder ist der Juckreiz idiopathisch, helfen Basismaßnahmen und juckreizhemmende Medikamente. Zu den allgemeinen, immer anwendbaren Strategien gehören folgende Maßnahmen:
- Rückfettende und befeuchtende (hydratisierende) Hautpflege: Juckreiz ist in vielen Fällen auf trockene Haut zurückzuführen. Sowohl zum Waschen als auch zur Pflege sollten spezielle rückfettende Präparate mit Glycerin, Harnstoff oder Milchsäure verwendet werden. Für Badewasser gibt es spezielle Zusätze, außerdem darf das Wasser nicht zu heiß sein.
- Luftige Kleidung. Eng anliegende Kleidung verstärkt den Juckreiz, oft werden auch bestimmte Fasern nicht vertragen. Viele Betroffene tragen auf der Haut am liebsten reine Baumwolle oder Seide.
- Kratzklötzchen. Ein Kratzklötzchen dient dazu, das Gehirn auszutricksen: Bei Juckreiz kratzt man das Klötzchen statt sich selbst. Oft erkennt das Gehirn das Kratzmuster und das Gefühl des Juckreizes lässt nach.
- Kühlung oder kaltes Wasser. Kälte hemmt den Juckreiz. Entweder man lässt kaltes Wasser über die Haut fließen oder man legt ein in ein Tuch eingepacktes Coolpack auf.
- Entspannungstechniken. Sowohl autogenes Training als auch die progressive Muskelentspannung können gegen Juckreizattacken helfen.
Hinweis: Bei starkem chronischem Juckreiz sind psychotherapeutische Verfahren und standardisierte Schulungsprogramme eine gute Option. Die Betroffenen sollen dabei lernen, sich bei starkem Jucken auf andere Dinge zu konzentrieren und den Juck-Kratz-Zirkel zu unterbrechen.
Cremes und Medikamente gegen den Juckreiz
Meist reichen bei chronischem Juckreiz die Basismaßnahmen allein nicht aus. Sie können durch Cremes und Medikamente ergänzt werden.
Der entzündliche Juckreiz entsteht auf entzündlich veränderter, ekzematöser Haut. Dieser kommt beispielsweise bei der Neurodermitis, Urtikaria und Autoimmun-Erkankungen vor.
- Lokale Therapie. Erste Wahl sind immunmodulierende, entzündungshemmende Cremes. Sie enthalten z.B. Kortison oder Calcineurin-Inhibitoren wie Tacrolimus. Neue, in den USA bereits gegen Juckreiz bei Schuppenflechte und Neurodermitis zugelassene Substanzen sind Inhibitoren der Januskinasen, Phosphodiesterase-4-Hemmer und Aryl-Kohlenwasserstoff-Rezeptor-Agonisten.
- Systemische Therapie. Reichen Cremes nicht aus, brauchen die Betroffenen eine Therapie mit systemisch (innerlich) wirkenden Immunmodulatoren. Bisher wurden dazu Antihistaminika, Kortison, Methotrexat, Cyclosporin, Azathioprin oder Thalidomid eingesetzt. Diese Medikamente haben z.T. ausgeprägte Nebenwirkungen, was ihren Einsatz einschränkt. Inzwischen richtet sich deshalb der Fokus auf neue antientzündliche Wirkstoffe. Sie hemmen gezielt entzündlich (inflammatorisch) wirkende Botenstoffe oder deren Rezeptoren. Beispiele sind Dupilumab und Tralokinumab, die gegen Interleukine gerichtet sind, sowie die Januskinase-Hemmer Upadacitinib, Abrocitinib und Baricitinib.
Der neuropathische Juckreiz beruht auf Nervenschädigungen. Sie spielen eine Rolle bei der Gürtelrose, bei Neuropathien im Rahmen von Stoffwechselerkrankungen (wie z. B. dem Diabetes mellitus) oder bei Nerveneinklemmungen. Der neuropathische Juckreiz beginnt auf gesunder Haut und ist oft von Stechen und Kribbeln begleitet.
- Lokale Therapie. Bei neuropathischem Juckreiz an umschriebenen Bereichen (z. B. am Fuß oder am Unterschenkel) wird Capsaicin empfohlen, entweder als Creme oder als Pflaster. Meist kommt es bei dabei zu einem Brennen, was allerdings schnell nachlässt. Weitere Optionen sind Cremes mit Lokalanästhetika wie Polidocanol oder Lidocain. Hilfreich sind auch Kältekompressen oder das Auftragen von kühlenden Cremes mit Campher oder Menthol.
- Systemische Therapie. Ist der neuropathische Juckreiz besonders schwer oder betrifft er den ganzen Körper, wird innerlich behandelt. Die meisten dieser Therapien sind jedoch off label, d.h. nicht explizit gegen chronischen Juckreiz zugelassen. Darüber muss die Ärzt*in die Patient*in vor der Verordnung aufklären. Eingesetzt werden vor allem Gabapentin und Pregabalin, aber auch Antidepressiva und Kappa-Opioid-Rezeptor-Agonisten. Zugelassen gegen schweren Juckreiz bei Dialysepatient*innen ist Difelikefalin, es wird intravenös verabreicht.
Hinweis: Capsaicinpflaster dürfen nur in der ärztlichen Praxis und unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Dass liegt daran, dass es dabei zu Nebenwirkungen wie Blutdruckanstieg kommen kann. Das Pflaster wird für 30 bis 60 Minuten aufgeklebt und dann wieder entfernt. Die Wirkung setzt nach etwa einer Woche ein und hält bis zu drei Monate an.
Quelle: Winterhagen I, DAZ 2024, 46: 48

Krafttraining schenkt Lebensjahre
Rechtzeitig Muskulatur aufbauen
Wer auch im hohen Alter fit sein möchte, sollte sich frühzeitig um seine Muskeln kümmern. Denn ab Mitte 60 geht es mit Muskelkraft- und Muskelmasse rapide bergab. Bestehen gleichzeitig chronische Erkrankungen, steigt die Gefahr für einen krankhaften Muskelverlust. Mit der richtigen Ernährung und vor allem körperlichen Training lässt sich dem Muskelschwund effektiv entgegensteuern.
Alleskönner Muskeln
Muskeln spielen für die Gesundheit des Menschen eine entscheidende Rolle. Sie ermöglichen dem Körper jede Form der Bewegung, sorgen für die aufrechte Körperhaltung und helfen dabei, dass wir nicht aus dem Gleichgewicht geraten. Doch Muskeln können noch viel mehr: Sie sind entscheidend für den Stoffwechsel, denn sie verbrennen sowohl bei der Arbeit als auch in Ruhe Kalorien. Eine hohe Muskelmasse erhöht den Grundumsatz und wirkt auf diese Weise gewichtsstabilisierend. Auf diese Weise sinkt das Risiko für Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Seit einiger Zeit weiß man, dass Muskeln auch hormonähnliche Stoffe produzieren. Wenn sie arbeiten, bilden sie die sogenannten Myokine. Das sind kleinste Eiweiße, die als Botenstoffe agieren – und zwar sowohl im Muskel selbst als auch weit entfernt im ganzen Körper. Sie wirken dabei anti-entzündlich, fördern Heilungsprozesse und stärken das Immunsystem. Neue Forschungen haben gezeigt, dass Myokine auch eine Rolle bei der Bekämpfung von Krebs spielen könnten.
Hinweis: Mit ihrem Stoffwechsel tragen Muskeln auch zur Wärmeproduktion des Körpers bei. Bei Kälte wird durch unwillkürliches Muskelzittern die Wärmeerzeugung noch zusätzlich gesteigert.
Natürlicher und krankhafter Muskelschwund
In der Jugend und im jungen Erwachsenenalter ist der Mensch noch gut mit Muskeln ausgestattet. Sie machen etwa 30 bis 40 % des Körpergewichts aus. Ab dem 50. Lebensjahrzehnt geht es mit den Muskeln allerdings bergab – und zwar aufgrund ganz natürlicher Alterungsprozesse. Denn Muskeln degenerieren mit dem Altern genauso wie die anderen Teile des Organismus, angefangen bei den Knochen bis zum Gehirn.
Kritisch wird es, wenn aufgrund von Muskelschwund und Kraftlosigkeit der normale Alltag nicht mehr bewältigt werden kann. In diesem Fall spricht man von einer Sarkopenie (von griech. sarx = Fleisch und penia = Mangel). Die Häufigkeit der Sarkopenie variiert in Deutschland je nach Altersgruppe und Gesundheitszustand. Von den 60- bis 70-Jährigen sind bis zu 13% davon betroffen, von den Menschen über 80 Jahren fast jeder zweite.
Unterteilt wird die Sarkopenie in eine primäre und eine sekundäre Form. Bei der primären Sarkopenie ist der altersbedingte Muskelschwund verantwortlich. Zunächst werden die schnell und kraftvoll wirkenden Muskelfasern weniger. Die Mitochondrien, also die kleinen Kraftwerke in den Zellen, arbeiten weniger effektiv und die Anzahl der Nervenendigungen an den Muskelfasern nimmt ab.
Kommen weitere Faktoren hinzu, spricht man von einer sekundären Sarkopenie. Dazu gehört z.B. die körperliche Inaktivität. Wird ein Muskel nicht bewegt, schrumpft er. Bei jungen Menschen nimmt wird meist nur der Muskelaufbau gebremst, , bei alten Menschen werden Muskelfasern abgebaut. Andere Ursachen für Muskelabbau sind eine Mangelernährung oder chronische Begleiterkrankungen von Herz, Lunge oder Niere.
Auch Arzneimittel können eine Sarkopenie begünstigen. So ist es zum Beispiel bei Prostatakrebs nötig, den Testosteronspiegel über Medikamente zu senken. Das wirkt sich dann aber auch negativ auf den Muskelaufbau aus.. Ebenfalls negativ auf den Muskelstoffwechsel wirken etliche Krebsmedikamente und Kortison.
Hinweis: Alkohol fördert den Muskelabbau über verschiedene Wege. Er erhöht die Produktion des eiweißabbauenden Stresshormons Cortisol und senkt die Konzentration von muskelaufbauendem Testosteron. Insgesamt reduziert ein hoher Alkoholkonsum die Muskelproteinsynthese um bis zu 37%.
Kraftlos beim Greifen, wackelig beim Stehen
Die Sarkopenie kann entweder akut auftreten oder schleichend. Erste Symptome zeigen sich dadurch, dass die Betroffenen weniger Kraft haben, sich z. B. nicht gut festhalten, Treppen steigen oder eine Flasche öffnen können. Sie haben Probleme beim Gehen, sind wackelig und stürzen leichter. Das liegt daran, dass ein Weniger an Muskeln gleichzeitig auch ein Weniger an Stabilität und Gleichgewicht bedeutet. Studien haben ergeben, dass das Sturzrisiko bei Sarkopenie um das 3,2-Fache steigt.
Oft fühlen sich die Betroffenen auch allgemein schwach und müde. Es fällt ihnen schwer, den Alltag zu bewältigen, Einkaufen und Selbstversorgung sind kaum mehr möglich. Der Verlust an Unabhängigkeit drückt ebenso auf die Psyche wie die soziale Isolation aufgrund mangelnder Mobilität. Auch die Angst vor Stürzen macht den Betroffenen schwer zu schaffen. Insgesamt sinkt die Lebensqualität meist beträchtlich.
Die Sarkopenie verschlechtert auch bestehende Erkrankungen. Bei Menschen mit einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) erhöht sie das Risiko für Krankenhausaufenthalte. Ist die Muskelmasse verringert, wird weniger Glukose (Zucker) in die Muskelzellen aufgenommen. Dadurch steigt der Zuckerspiegel im Blut, was vor allem für Menschen mit Diabetes problematisch ist.
Hinweis: Eine Sarkopenie schränkt nicht nur die Lebensqualität ein. Sie verkürzt das Leben auch, wie Studien ergeben haben. Einer aktuellen Studie zufolge ist bei Menschen mit Sarkopenie das Sterberisiko um 36% erhöht - verglichen mit gleichaltrigen, muskelgesunden Personen.
So wird die Sarkopenie diagnostiziert
Liegt der Verdacht auf eine Sarkopenie vor, ist das Körpergewicht nur wenig aussagekräftig. Denn schlanke Menschen können durchaus ausreichend Muskelmasse haben. Übergewicht kann dagegen eine Sarkopenie verdecken. Adipöse Menschen haben sogar relativ häufig eine Sarkopenie, d.h. eine hohe Fettmasse bei verringerter Muskulatur.
Beim Nachweis einer Sarkopenie hilft ein Sarkopenie-Screening mit Fragebogen weiter. Expert*innen empfehlen, dies bei Menschen über 65 Jahre einmal im Jahr und immer nach schweren gesundheitlichen Ereignissen durchzuführen. Dabei müssen nur fünf Fragen beantwortet werden.
- Wie schwer fällt es Ihnen, 5 kg zu heben oder zu tragen: nicht schwer (0), etwas schwer (1), sehr schwer oder unmöglich (2)
- Wie schwer fällt es Ihnen, auf Zimmerebene umherzugehen: nicht schwer (0), etwas schwer (1), sehr schwer, benötige Hilfsmittel oder unmöglich (2)
- Wie schwer fällt es Ihnen, vom Stuhl oder Bett aufzustehen: nicht schwer (0), etwas schwer (1), sehr schwer oder unmöglich ohne Hilfe (2)
- Wie schwer fällt es Ihnen, eine Treppe mit zehn Stufen zu steigen: nicht schwer (0), etwas schwer (1), sehr schwer oder nicht möglich (2)
- Wie oft sind Sie im letzten Jahr gestürzt: kein Sturz (0), 1 bis 3 Stürze (1), 4 oder mehr Stürze (2)
Die erreichten Punkte werden addiert. Ein Wert von 0 bis 3 Punkten gilt als unauffällig, Werte ab 4 Punkte sprechen für eine Sarkopenie.
Bei einem auffälligen Sarkopenie-Screening steht als nächstes die Messung der Muskelkraft an. Das geschieht mit zwei einfachen Tests: Die Griffkraft wird mit einem Handkraft-Dynamometer gemessen. Für Frauen liegt der Grenzwert bei 16 kg, für Männer bei 27 kg. Die Muskelkraft der Beine prüft man mit dem Stuhlaufsteh-Test. Dabei soll die Betroffene 5 Mal aus eigener Kraft aufstehen. Werden mehr als 15 Sekunden dafür benötigt, gilt dies als Sarkopenie-Hinweis.
Bewiesen wird eine Sarkopenie mithilfe bildgebender Verfahren. Es stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Am genauesten, aber mit hoher Strahlenbelastung, ist die Computertomographie. Sie ermöglicht die exakte Erfassung der Muskelmasse. Ähnlich präzise ist die Magnetresonanztomographie.
Praktikabler und deshalb im klinischen Alltag häufiger eingesetzt werden die Duale-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) und die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA). Mit beiden Verfahren misst man die Muskelmasse von Armen und Beinen und errechnet den relativen Skelettmuskelindex. Er sollte für Männer über 7,0, für Frauen über 5,5 kg/m2 liegen.
Hinweis: Die Sarkopenie muss von der Kachexie abgegrenzt werden, also der starken Abmagerung. Zwar werden bei beiden Erkrankungen Muskeln abgebaut. Im Rahmen einer Kachexie verliert der Körper aufgrund auszehrender Erkrankungen (z.B. Krebs) Fett und Muskelgewebe. Die Betroffene nimmt stark an Körpergewicht ab. Bei der Sarkopenie ändert sich das Gewicht zunächst nicht. Stattdessen nimmt der Fettanteil zu und der Muskelanteil ab.
Trainieren ist das A und O
Mit der richtigen Ernährung und körperlichem Training lässt sich eine Sarkopenie nicht nur aufhalten, sondern häufig auch umkehren. Das ist selbst im hohen Alter noch möglich. Allerdings muss das Programm individuell maßgeschneidert werden und sich sowohl nach der körperlichen Verfassung als auch nach den Begleiterkrankungen richten.
Die Anleitung für das Training und zu Beginn auch die Überwachung sollten durch geschulte Trainer*innen oder Physiotherapeut*innen erfolgen. Auf diese Weise lassen sich optimale Ergebnisse erzielen und Verletzungen vermeiden. Zum Einstieg genügt eine Trainingseinheit pro Woche mit geringer bis moderater Intensität, danach kann die Anzahl auf zwei bis drei Mal pro Woche erhöht werden. Zwischen den Einheiten sollte ausreichend Zeit liegen, damit sich der Muskel regenerieren und wachsen kann. Pro Übung werden ein bis drei Durchgänge mit sechs bis zwölf Wiederholungen absolviert.
Trainiert werden soll die Muskelkraft des gesamten Körpers. Basis ist das Training der Beinmuskulatur, da diese für das Aufstehen, Gehen, Treppensteigen und das Gleichgewicht besonders wichtig sind. Im Fitnessstudio sind Beinpressen angesagt, zuhause kann das Aufstehen vom Stuhl oder das Beinstrecken im Sitzen geübt werden. Eine weitere Übung für Fortgeschrittenere sind Kniebeugen – zumindest so lange es die Kniegelenke erlauben. Die Arme lassen sich mit dehnbaren Bändern und Gewichten trainieren.
Hinweis: Krafttraining ist nicht nur gut, wenn schon eine Sarkopenie vorliegt. Es dient auch der Vorbeugung von Muskelschwund und vieler anderer Erkrankungen. Für Senior*innen ist es besonders wichtig. Spezielle Angebote findet man in Fitnesszentren, Rehazentren und vielen Physiotherapiepraxen.
Proteine bauen Muskeln auf
Um zu arbeiten und zu regenerieren, brauchen Muskeln Eiweiß (Proteine). Im Alter steigt der Bedarf. Empfohlen werden 1,0 bis 1,2 g pro Kilogramm Körpergewicht täglich (für junge Erwachsene reichen ca. 0,8 g Protein/kg KG täglich). Die Proteinmenge sollte dabei gleichmäßig über den Tag verteilt, also morgens, mittags und abends aufgenommen werden.
Ausgehend von einem Proteinbedarf von 1,2 g/kg KG muss eine 60 kg schwere Frau 72 g Protein am Tag zu sich nehmen. In Milch sind etwa 3,3 g Protein pro 100 ml, Harzer Käse, Emmentaler und Ziegenkäse enthalten etwa 28-30 g Protein/100 g. Proteinreich sind Sojabohnen (36 g/100g), Linsen (23 g/100 g), Quinoa (14 g/100 g) und Mandeln (21 g/100 g), aber auch Hähnchenbrust (23 g/100g), Thunfisch (22 g/100g), Lachs (20 g/100 g) und Eier (6 g pro Ei).
Im Alter führen manchmal Schluckprobleme oder andere Einschränkungen dazu, dass weniger Nahrung aufgenommen wird. Damit es trotzdem nicht an Proteinen fehlt, kann man sich mit Trinkmahlzeiten oder Molkepulver behelfen.
Noch unklar ist, ob Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel eine Rolle bei der Behandlung der Sarkopenie spielen. Daten zu Vitamin D sind widersprüchlich. Omega-3-Fettsäuren, Leucin und Kreatin fördern den Muskelaufbau, konkret empfohlen werde sie derzeit aber noch nicht.
Es werden im Moment auch verschiedene Arzneimittel geprüft. Enobosam erhöhte bei Krebspatient*innen die Muskelmasse, nicht aber die Griffkraft. Ähnlich war es bei Bimagrumab, einem Antikörper, der in den Muskelstoffwechsel eingreift. Er ließ zwar bei 180 Sarkopenie-Erkrankten den Anteil der fettfreien Körpermasse ansteigen, auf die Kraft bei verschiedenen Muskeltests hatte dies aber keinen Einfluss.
Hinweis: Eine proteinreiche Ernährung kann bei Niereninsuffizienz die Niere schädigen. Betroffene sollten deshalb vorsichtig mit einer erhöhten Proteinzufuhr sein und zunächst ärztlichen Rat einholen.
Quelle: DAZ 2024, 40:48, Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM)

Bei Kindern Husten lindern
Mit Saft und Wickel
Wenn Babys oder kleine Kinder von Husten geschüttelt werden, leiden die Eltern richtig mit. Zum Glück steckt meist nur eine Erkältung dahinter. Deshalb lässt sich mit Hausmitteln und Hustensaft gut dagegen angehen. Wenn der Husten jedoch nicht besser wird, muss das Kind zur Ärzt*in. Gleiches gilt bei Alarmsymptomen wie Nasenflügelatmen oder Bluthusten.
Ausputzer Husten
Jeden Tag gelangen massenweise Partikel wie Staub und Pollen, aber auch Schadstoffe und Krankheitserreger in unsere Atemwege. Um sie zu entfernen, haben Luftröhre und Bronchien ein Selbstreinigungssystem: Es besteht aus Millionen von Flimmerhärchen, die auf der Schleimhaut der Atemwege sitzen, und einer dünnen klebrigen Schleimschicht. In diesem Schleim bleiben Viren, Staub und Fremdstoffe zunächst hängen. Weil die Flimmerhärchen fortwährend in Richtung Rachen schlagen, wird der Schleim inklusive Partikel dorthin transportiert. Dort wird er verschluckt und über den Darm ausgeschieden.
Bei einer Infektion der Atemwege muss dieses Reinigungssystem besonders viel leisten. Es sammelt sich mehr Schleim an als sonst, der dann einen Reiz verursacht und ausgehustet wird. Durch diese Schutzreaktion werden nicht nur die Viren ausgeschieden, sondern auch die Heilung der gestressten Atemwegsschleimhäute unterstützt. Denn das Abhusten großer Schleimmengen befreit die Bronchien und erleichtert das Atmen.
Tipp: Flimmerhärchen brauchen es feucht: trocknen die Schleimhäute der Atemwege aus, können sie ihre natürliche Reinigungsfunktion nicht mehr erfüllen. Wer erkältet ist sollte trockene Heizungsluft also meiden.
Wie Husten quälen kann
Husten ist ein häufiger Begleiter von viral ausgelösten Erkältungskrankheiten. Deshalb husten Kinder viel öfter als Erwachsene. Ihr Immunsystem ist noch nicht „fertig“, so dass Erkältungsviren ein leichtes Spiel haben. In den ersten beiden Lebensjahren haben die Kleinen durchschnittlich 13 Infektionen. Bei Kleinkindern bis vier Jahren sind bis zu zehn Atemwegsinfekte pro Jahr normal, wobei die Zahl der Erkältungen mit Eintritt in eine Kindertagestätte ansteigt.
Husten belastet den Organismus auf vielerlei Arten: Ist er intensiv und häufig, strengt er den kleinen Körper richtig an. Erschöpfung und Schlafstörungen beeinträchtigen die Erholung und Leistungsfähigkeit am Tag. Anhaltender Husten reizt die Atemwege,kann Halsschmerzen auslösen und das Essen und Trinken erschweren. Häufige Hustenattacken schränken zudem beim Spielen ein und erhöhen die Fehltage in der Kita und Schule.
Auch die Familie leidet mit, wenn Kinder dauernd am Husten sind. Eltern machen sich Sorgen, werden manchmal auch genervt, was wiederum ein schlechtes Gewissen auslöst. Insgesamt kann starker und häufig wiederkehrender Husten das Zusammenleben erheblich erschweren.
Hinweis: Bei sehr ausgeprägtem Husten drohen Atemnot und Sauerstoffmangel. Dazu kommt es aber nur, wenn ernsthafte Erkrankungen die Ursache sind oder eine harmlose Erkältung einen schweren Verlauf nimmt.
Was hinter dem Husten steckt
Meist ist der Husten im Kindesalter auf eine Erkältung zurückzuführen und bleibt harmlos. Trotzdem kann er langwierig sein – oft dauert es bis zu drei Wochen, bis er wieder abgeklungen ist. Wichtig ist, dass die Kinder trotz des Hustens normal und geräuschlos atmen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Kinder trotz Husten ausreichend mit Sauerstoff versorgt sind.
In manchen Fällen nimmt eine eigentlich harmlose Erkältung aber auch einen schweren Verlauf. Dann erreichen die Krankheitserreger die unteren Atemwege oder sogar die Lunge und lösen dort eine Bronchitis oder Lungenentzündung aus. Das ist etwa bei 20-30% der Säuglinge und Kleinkinder der Fall. Besonders häufig kommt dies bei einer Infektion mit Influenzaviren oder RS(Respiratorische Synzytial)-Viren vor. Folgende Alarmsignale weisen auf eine schwere Erkrankung hin, in diesen Fällen sollten Eltern mit ihren Kindern gleich in die Arztpraxis:
- hörbare, rasselnde Atemgeräusche
- extrem starker Husten und Husten bis zum Erbrechen
- bläulich verfärbte Lippen und marmorierte Haut als Zeichen dafür, dass die Sauerstoffversorgung nicht ausreicht
- Einziehen der Haut zwischen den Rippen bei der Atmung
- Nasenflügelatmung, d. h., dass sich als Zeichen erschwerter Atmung die Nasenflügel mit bewegen
- schlechter Allgemeinzustand (Fieber, Schmerzen, Appetitlosigkeit)
Trockener, bellender Husten mit pfeifenden Atemgeräuschen ist ein Zeichen für einen Pseudokrupp-Anfall. Der Husten tritt dann ganz plötzlich und meist abends oder nachts auf. Die Ursache ist eine Kehlkopfentzündung durch Viren. An Pseudokrupp erkranken insbesondere Kinder zwischen sechs Monaten und drei Jahren. Hustensaft hilft in diesen Fällen nichts. Das Kind sollte in eine aufrechte Position gebracht und beruhigt werden. Es hilft auch, die Fenster weit zu öffnen oder im Bad die Wasserhähne aufzudrehen, um so für eine hohe Luftfeuchtigkeit zu sorgen. Kommt es trotzdem zu einer starken Atemnot, muss das Kind in die Klinik oder der Notdienst gerufen werden. Meist braucht das Kind dann Kortison. Um für weitere Anfälle gerüstet zu sein, erhalten die Eltern Kortisonzäpfchen, die sie dem Kind bei Bedarfselbst verabreichen können.
Husten mit Hausmitteln eindämmen
Erkältungsbedingter Husten ohne Alarmsignale kann bei Kindern gut mit Hausmitteln und Hustensaft behandelt werden. Lindernd wirken folgende Maßnahmen:
- Luftfeuchtigkeit erhöhen. Trockene Luft reizt die Schleimhäute der Atemwege zusätzlichs. Deshalb sollte die Luftfeuchtigkeit in den Wohnräumen oder im Krankenzimmer höher sein als sonst. Dazu kann man Schüsseln mit warmem Wasser auf die Heizung stellen oder feuchte Tücher aufhängen.
- Brustkorb warmhalten. Wärme entspannt die Bronchialmuskulatur. Empfohlen werden spezielle Wickel aus Heilwolle oder Bienenwachs, die in der Apotheke erhältlich sind. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann man diese Wickel und Auflagen auch gut zusätzlich mit einem engen Body fixieren.
- Heiße Milch mit Honig. Honig hat schleimlösende und entzündungshemmende Eigenschaften und lindert Husten. Für Kinder ab einem Jahr löst man 1-2 Teelöffel Honig in 220 ml (einer Tasse) warmer Milch auf, Kinder ab sechs Jahren bekommen einen Esslöffel Honig pro Tasse. Um Verbrennungen zu vermeiden, sollte die Milch nur lauwarm sein. Aber Achtung: Honig enthält häufig Sporen des Bakteriums Clostridium botulimun. Im unausgereiften Darm von Säuglingen können die Sporen auskeimen und einen Säuglingsbotulismus hervorrufen. Kinder unter einem Jahr dürfen deshalb keinen Honig bekommen, auch nicht in geringer Menge in Milch aufgelöst.
- Hustenbalsam. Ätherische Öle erleichtern das Atmen und helfen dabei, den Schleim zu verflüssigen. Es gibt sie als spezielle Hustenbalsame, die man auf Brust und Rücken auftragen kann. Die leichte Massage entspannt die Kinder zusätzlich. Es sind aber nicht alle ätherischen Öle für Kinder geeignet . Eukalyptus, Menthol und Campher sind stark reizend und können u.a. zu Kehlkopfkrämpfen führen. Sie sollten bei Kindern unter sechs Jahren nicht angewendet werden. Besser geeignet sind Balsame mit Myrte, Zirbelkiefer und Thymian. Individuelle Beratung gibt es in der Apotheke oder bei der Kinderärzt*in.
- Hustenbonbons. Für Kinder, die schon kontrolliert lutschen können, sind auch Hustenbonbons eine Option. Sie beruhigen den Rachen und stillen dadurch den Hustenreiz. Manche Präparate beinhalten zudem Hyaluronsäure. Sie kleiden die Schleimhäute aus und wirken dadurch besonders angenehm – sind allerdings je nach Produkt erst für Kinder ab vier bzw. sechs Jahren geeignet. Welche Hustenbonbons für welches Alter in Frage kommen, erfährt man beim Beratungsgespräch in der Apotheke.
Pflanzliche Hustensäfte – effektiv und verträglich
Bei Kindern werden gerne pflanzliche Hustensäfte eingesetzt. Sie wirken auf unterschiedliche Arten schleimlösend und hustenlindernd. Deshalb können sie sowohl bei trockenem Reizhusten als auch bei produktivem Husten eingesetzt werden (also wenn die Kinder viel Schleim abhusten). Typische Inhaltsstoffe sind Efeu, Thymian, Eibisch und Isländisch Moos.
Thymian enthält ätherische Öle, die den Schleim lösen und das Abhusten erleichtern. In Efeu und in Primelblüten finden sich Saponine. Diese Stoffe verringern die Zähigkeit (Viskosität) des Schleims. Efeu enthält zudem Alpha-Hederin. Die Substanz weitet die Bronchien und erleichtert damit die Atmung. Extrakte aus Eibisch und Isländisch Moos enthalten Schleimstoffe, die sich im Rachen lindernd über die gereizte Schleimhaut legen.
Bei der Auswahl des passenden Hustensaftes gibt es einiges zu beachten. Deshalb ist es gut, sich von der Kinderärzt*in oder in der Apotheke individuell beraten zu lassen. Folgende Merkmale sind bei Hustensäften wichtig:
Altersempfehlung. Auch wenn es Präparate gibt, die schon ab der Geburt zugelassen sind: Zur Sicherheit sollten Säuglinge vor der Selbstmedikation mit einem Hustensaft ärztlich untersucht werden. Andere Säfte sind ab einem oder ab drei Jahren geeignet, Beratung dazu gibt´s in der Apotheke.
Frei von Alkohol. Weil Alkohol ein Nervengift ist, sollten insbesondere Kinder alkoholfreie Arzneimittel erhalten. Diese gibt es auch bei Hustensäften, allerdings sind auch mehrere alkoholhaltige Produkte zugelassen. In den Angaben zum Inhalt ist der Alkoholgehalt in Volumenprozent vermerkt. Der zugefügte Alkohol hat nichts mit der Wirkung des Saftes zu tun, er dient der besseren Löslichkeit der Substanzen und der Konservierung.
Konsistenz. Je dickflüssiger ein Hustensaft ist, desto besser bleibt er im Rachenraum „kleben“ und desto stärker ist dort seine Schutzwirkung. Sirupartige Hustensäfte sind deshalb besser als dünne, flüssige Präparate.
Geschmack. Vor allem bei Kindern ist es wichtig, dass der Hustensaft gut schmeckt. Deshalb hat auch das Kind bei der Auswahl ein Wörtchen mitzureden. Wer es lieber süß mag, freut sich über das Kirsch- oder Himbeeraroma mancher Säfte. Andere Kinder ziehen einen naturbelassenen Geschmack wie „krautig“ vor, für sie sind Säfte mit Thymiangeschmack zu haben.
Hinweis: Auch Hustensäfte müssen korrekt dosiert werden. Dafür ist den Präparaten in der Regel ein Messlöffel oder ein Messbecher beigefügt. Für kleinere Dosierungen – z.B. bei Säuglingen – sind jedoch Dosierpipetten besser. In manchen Hustensäften liegt eine solche Pipette bei. Ist dies nicht der Fall, bekommt man in der Apotheke eine kleine Spritze oder man erwirbt ein Set aus Kolbendosierpipette und Universalaufsatz.
Was tun bei trockenem Reizhusten?
Zu Beginn einer Erkältung ist der Husten oft trocken und quälend, vor allem nachts stört er beim Schlafen. Deshalb gibt es auch pflanzliche Hustensäfte, die vorwiegend reizlindernd als Hustenstiller dienen. Oder man greift zu synthetischen Hustenblockern (Antitussiva), die Reizhusten lindern. Frei erhältliche Wirkstoffe sind Pentoxyverin und Levodropropizin für Kinder ab zwei Jahren oder Dextromeorphan für Kinder ab sechs. Bei starkem Reizhusten kann die Ärzt*in Noscapin oder Dihydrocodein verschreiben.
Hinweis: Codein aus der Gruppe der Opiode ist zwar ein sehr effektiver Hustenstiller, für Kindern unter zwölf Jahren jedoch nicht geeignet . Bei ihnen kann der Wirkstoff sogar lebensgefährlich sein, weil er möglicherweise die Atmung reduziert.
Quellen: DAZ 2024, Nr. 3, S. 46